Zu wenig Hilfen für Jugendliche: Alternativen zu klassischen Therapie- und Beratungsangeboten.

Selbsthilfe-Apps, onlinegestützte Therapieprogramme und Online-Potenzialanalyseverfahren mit anschließenden Beratungsangeboten können – gerade bei Problemen im Job und auch bei privaten Problemen – eine Alternative sein.

Die Situation: Mangel an Beratungsangeboten und Hilfen

In letzter Zeit machten mehrere Berichte darauf aufmerksam: Es fehlt an Therapie- und Beratungsangeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Dafür gibt es zwei Gründe: Der Bedarf an Beratung, Unterstützung und Therapien ist durch die Coronapandemie deutlich angestiegen. Was für psychische Probleme und für Schwierigkeiten im privaten Bereich gilt, gilt im Übrigen auch für entsprechende Schwierigkeiten im beruflichen Bereich. Auch diese haben deutlich zugenommen. Gleichzeitig gibt es auch im Bereich der psychologischen Beratung und der Psychotherapien einen deutlichen Mangel an Fachkfäften. (Siehe dazu zum Beispiel hier Zahlen aus dem Vorjahr). Die Folge: Ein massiver Mangel an geeigneten Angeboten und lange Wartezeiten.

Die Situation für die Betroffenen ist schwierig. Grund genug, einmal über Alternativen nachzudenken und zu reden.

Alternativen zu klassischen Therapien und Beratungsangeboten? Selbsthilfe-Apps für den Job und für private Probleme.

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe an Apps und Onlineprogrammen, die verschiedene Formen der Hilfe anbieten. Manche sammeln Praxistipps, andere versuchen, Hilfestellung bei Verhaltensänderungen zu geben, sogar KI-gestützte Dialogprogramme gibt es. Was können derartige Selbsthilfe-Apps? Wo haben sie ihre Grenzen und wofür sind sie geeignet? Helfen sie auch bei Problemen im Job?

Hier einige Fakten zum Thema:

Vorteile von Selbsthilfe-Apps:

Apps und digitale Gesundheits-Anwendungen (DiGA) sind kein Ersatz für eine professionelle Therapie und für persönliche Gespräche. Und sicher auch nicht für alle Probleme und Situationen (gleich gut) geeignet. Aber sie haben einige unbestreitbare Vorteile:

  • Die Angebote sind direkt verfügbar. Wartezeiten entfallen und man bekommt sofort Unterstützung. Und das ist manchmal enorm wichtig. Denn was nützen die besten Therapeut*innen wenn man einen freien Platz zur Behandlung erst nach Monaten bekommt?
  • Die Angebote sind niedrigschwellig. Viele sind kostenlos, rund um die Uhr verfügbar, und das von jedem Ort der Welt. Gerade für Jugendliche ist es sehr viel leichter, sich eine passende App zu suchen und somit schnell erste Hilfe zu bekommen, als sich auf die langwierige Suche nach Spezialist*innen zu machen und dann auf einen Termin zu warten.
  • Auch die Anonymität der Angebote hilft, sich mit eigenen Problemen auseinanderzusetzen und diese ernsthaft anzugehen. Die Hemmschwelle, sich Beratung und Unterstützung zu suchen, sinkt.
  • Ebenfalls positiv: Der Präventionsgedanke. Je früher und schneller ich mir Hilfe suche, desto eher hilft mir auch schon ein „simples“ Programm statt einer „großen“ Therapie. Anders gesagt: Selbsthilfe-Apps können dabei helfen, dass man gar nicht erst weitere, umfassende Therapieangebote benötigt.

Nachteile und Grenzen von Selbsthilfe Apps:

Natürlich muss man bei der Auswahl der entsprechenden Programme darauf achten, dass diese seriös und professionell gemacht sind. Auch Datenschutz und die Frage, wie die Anbieter der Programme mit Situationen umgehen, in denen man akut Hilfe braucht, sind wichtige Entscheidungskriterien.

Eine Checkliste der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), die bei der Auswahl der richtigen Programme hilft, findet man unter https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2019/01/20170629_patienten-checkliste.pdf

Der folgende Punkte sollte man sich bewusst sein und darauf sollte man achten:

  • Keine App ersetzt eine professionelle Beratung und Therapie. Sie kann sie aber sinnvoll ergänzen und verstärken.
  • Einige Apps beschäftigen sich mit sehr konkreten, klar eingegrenzten Themen. Und je klarer man weiß, was man sucht, desto besser. Es gibt zum Beispiel viele Apps, die einem helfen sollen, Prokrastination („Aufschieberitis“) effektiv zu bekämpfen. Die Betroffenen finden hier unter Umständen bessere Tipps und Hilfsmittel, als wenn sie beispielsweise generell versuchen, hochgesteckte Ziele im Job zu erreichen. Eine Voraussetzung, damit eine Selbsthilfe-App funktionieren kann ist also, dass man schon eine recht genaue (und richtige) Vorstellung davon hat, was einem fehlt.
  • Wichtig ist, dass die Apps und Programme auch mit weiterführenden Beratungs- und Hilfsangeboten verbunden sind. Wenn das der Fall ist, können sie auf jeden Fall ein wertvoller Schritt in die richtige Richtung sein. Fehlen entsprechende Anschlussangebote, ist hingegen Vorsicht angesagt.

Selbsthilfe-Apps für den Job:

Nach dieser Einordnung wollen wir einige Angebote vorstellen. [1] Zunächst die Apps, die im Verzeichnis der DiGAs aufgeführt sind.

Stress und Burnoutgefährdung:

HelloBetter Stress und Burnout, GET.ON Institut für Online Gesundheitstrainings GmbH

HelloBetter Stress und Burnout ist ein interaktives, psychologisches Therapieprogramm, das auf eine anhaltende Minderung der Stressbeanspruchung in Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebens- und Arbeitsbewältigung abzielt. Durch das Programm können nachweislich Verbesserungen der arbeitsbezogenen Gesundheit (emotionale Erschöpfung, Arbeitsengagement) erzielt werden.

https://hellobetter.de/online-kurse/burnout-stress/

https://www.diga-verzeichnis.de/diga/hellobetter_stress_und_burnout

Schlafstörungen

Somnio, mementor DE GmbH, Deutschland

somnio ist eine digitale Anwendung zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie). In der Anwendung werden evidenzbasierte und leitlinienkonforme Inhalte aus dem Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) vermittelt.

https://www.diga-verzeichnis.de/diga/somnio

https://somn.io

Darüber hinaus haben wir die folgenden interessanten Angebote gefunden:

Metakognitives Training (MKT)
Selbsthilfe-Smartphone-App COGITO

Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie am UKE, Hamburg

Metakognitives Training (MKT)

Die Arbeitsgruppe hat vor über 15 Jahren damit begonnen, das Wissen über Denkverzerrungen bei Menschen mit psychischen Störungen in die Entwicklung neuer Therapieprogramme einfließen zu lassen. Ziel dieser Bemühungen ist es, Betroffenen wenig hilfreiche Denkverzerrungen (z.B. voreiliges Schlussfolgern, übermäßige Urteilssicherheit) auf anschauliche und humorvolle Art bewusst zu machen und diese zu verändern.

https://clinical-neuropsychology.de/cogito/

https://clinical-neuropsychology.de/metakognitives_training/

 Die MKT-App bietet die z.B. Module Kognitive Strategien (z.B. Abbau überzogener Maßstäbe), Aktivierende Übungen (z.B. Körperhaltung), Kommunikation & Interaktion (z.B. Umgang mit Kritik), Achtsamkeit & Imagination (z.B. Schöne-Momente-Tagebuch). Die App wurde in einer randomisiert-kontrollierten Studie untersucht, positive Effekte im Vergleich zur Wartekontrollgruppe konnten nachgewiesen werden.

Remente Mental Wellness Plartform

Remente AB
411 21 Göteborg, Sweden

https://www.remente.com

Remente ist eine der beliebtesten Selbsthilfe- und Persönlichkeitsentwicklungs-Apps. Ohr Anspruch ist es, den Nutzer*innen dabei zu helfen, organisiert, konzentriert und produktiv zu bleiben, um Ihre Ziele zu erreichen. Die App enthält mehrere verschiedene Module wie persönliche Zielpläne, Artikel zu Themen der Persönlichkeitsentwicklung Tipps für gute Kommunikation und Führung usw.. Einige Angebote sind kostenpflichtig, das Basisangebot kostenlos.

Make me Better

„Make Me Better“ soll den Usern helfen, sich zu verbessern, persönliche Ziele zu erreichen, Gewohnheiten zu ändern und die Selbstbeobachtung zu schulen. Dies alles soll zu einem besseren Lebensstil führen.

https://www.makemebetter.app/

Dankbarkeitstagebücher („Gratitude Journal“), z.B. „presently“.

Ansatz dieser Apps ist es, dass die Nutzer*innen schöne Dinge, Erfolge, und Erlebnisse, für die sie dankbar sind, sammeln und „protokollieren“. Dadurch wird das Empfinden von Glück und Dankbarkeit trainiert, um so z.B. auch Selbstvertrauen oder die eigene emotionale Grundhaltung zu stärken.

https://play.google.com/store/apps/details?id=journal.gratitude.com.gratitudejournal&gl=US

Die DNLA-Programme – auch eine Selbsthilfe-„App“ für den Job?

Nein, DNLA ist zwar onlinebasiert, aber natürlich keine Selbsthilfe-App für den Job. DNLA ist aber auch nicht nur Beratung, Coaching, oder Hilfsangebot. DNLA ist „Best of Both Worlds“.

  • Die Analyse selbst – die Befragung und „Bestandsaufnahme“ wird online durchgeführt. Sie ist standardisiert und skalierbar – also schnell für eine große Zahl von Personen verfügbar.
  • Die Daten helfen, Klarheit zu bekommen. Man bekommt ein objektives Bild der Situation. Den Teilnehmenden helfen die DNLA-Analysen, in die Selbstreflexion zu kommen. Den Begleiter*innen, Personalentwickler*innen und Coaches helfen die Analysen, mit der Beratung an den richtigen Punkten anzusetzen und keine „blinden Flecken“ zu haben.
  • Anders als bei einigen App-Angeboten erfolgt die Nutzung der DNLA-Programme aber immer über professionelle Beraterinnen und Berater, die sicher stellen, dass die Teilnehmer*innen mit den Ergebnissen nicht alleine gelassen werden – und dass sich in den Bereichen, in denen Dinge angepackt werden müssen auch wirklich greifbar etwas zum Besseren verändert.

Und davon profitieren alle: Die Teilnehmerinnnen und Teilnehmer genauso wie die Unternehmen, die Zeit und Geld in die DNLA-Analysen und in die Beratung auf der Basis von DNLA investieren!

Die Selbsthilfe-Apps, die immer beliebter, imer besser und immer zahlreicher werden, lassen sich teilweise gewinnbringend in DNLA-Beratungsprozesse integrieren: Selbsthilfe-Apps und Programme wie das „Dankbarkeitstagebuch“ können helfen, dass die Themen, die aufgrund einer DNLA-Analyse und dem Feedbackgespräch dazu als Entwicklungsfelder festgelegt wurden, erfolgreich umgesetzt werden.

Diejenigen, die DNLA noch nicht kennen, laden wir ein, die Programme selbst auszuprobieren und kennen zu lernen! Und wer bisher nur Teile des DNLA-Toolportfolios kennt, ist herzlich eingeladen, zum Beispiel DNLA MSS – Managerial Stress Survey kennen zu lernen und auszuprobieren!

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[1] Ein Hinweis: Wir haben keine der betreffenden Apps selbst ausprobiert. Die hier aufgeführte Liste stellt also keine Empfehlung oder Qualitätseinschätzung dar. Sie dient lediglich Ihrer Information und als Startpunkt Ihrer eigenen weiteren Recherche.

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