Weihnachtszeit – Familienzeit. Doch wie sieht es den Rest des Jahres über aus? Im folgenden Beitrag betrachten wir das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie den Aspekt „Väterfreundlichkeit“. Wir erklären, warum das ein echter Erfolgsfaktor und Wettbewerbsvorteil sein kann. Außerdem erläutern wir, was die NEUE Vereinbarkeit bedeutet und zeigen, was es braucht, um diese erfolgreich und zum Vorteil für die Unternehmen und für die Beschäftigten umzusetzen. Damit aus dem Problem „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ der „Erfolgsfaktor Familie“ wird!
Der neue Väterreport zeigt, dass sich Väter viel stärker als früher eine partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung in der Familie wünschen. Jeder zweite Vater möchte gern die Hälfte der Betreuung übernehmen. Tatsächlich gelingt dies nur jedem fünften Vater. Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist noch immer groß. Und nicht nur bei den Vätern, auch generell gilt: Kinderbetreuung, Pflegeverantwortung, Ehrenamt – Berufstätige wünschen sich aus vielen
Gründen flexible Arbeitsmodelle. Je mehr Arbeitgeber auf die individuellen Bedürfnisse ihrer
Beschäftigten eingehen, desto größer ist ihr Gewinn. Das zeigen zwei neue Studien.
Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle, mobiles Arbeiten, betriebliche Betreuungsangebote und dergleichen verursachen natürlich einiges an Aufwand. Studien belegen jedoch, dass sich dieser Aufwand für die Unternehmen durchaus rechnet. Den höchsten Profit erzielen dabei Unternehmen, die sich an den Kriterien einer NEUEN Vereinbarkeit orientieren: die Mütter und Väter gleichermaßen ansprechen, die von der Familiengründung bis zur Pflege alle Lebensphasen ihrer Beschäftigten mitdenken und die Angebote wie Zeitmodelle, Betreuungsplätze oder mobiles Arbeiten eng mit den tatsächlichen Bedürfnissen in der Belegschaft abstimmen.
Der folgende Text ist der Publikation „Geht doch! So gelingt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ aus Ausgabe 7 des Magazins von „Erfolgsfaktor Familie“ entnommen.
Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fällt die Entscheidung zwischen privaten und beruflichen Verpflichtungen häufig nicht so aus, dass der berufliche Bereich immer die höchste Priorität hat – und das ist auch bei den Arbeitgebern, die die „klassischen“ Dinge wie Teilzeitmodelle und flexible Arbeitszeiten anbieten, der Fall.
Ähnlich sieht es übrigens beim speziellen Thema Väterfreundlichkeit aus:
Diese hohe Wechselbereitschaft sollte Personalverantwortliche aufhorchen lassen, da sie ein hohes Unternehmensrisiko darstellt. Die gängigen zwei Monate „Väterzeit“ zu genehmigen, reicht hier nicht aus. Unternehmen müssen sich laut der Studie mehr um eine väterbewusste Unternehmenskultur bemühen und die Anliegen der Väter in puncto Vereinbarkeit thematisieren und ernst nehmen.
Zusammengenommen bedeutet all das: Die Unternehmen erschließen das Potenzial und den Nutzen, der für sie und für ihre Beschäftigten beim Thema Familienfreundlichkeit liegt bisher noch nicht vollständig – nicht einmal ansatzweise. Wenn man die Zahlen betrachtet, dann wird dieses Potenzial nur gut zur Hälfte genutzt.
Aber es geht auch anders. Was kann, was muss dafür konkret getan werden? Es zeigt sich: Je mehr Spielraum die Unternehmenskultur für Verhandlungen individueller Lösungen lässt, desto mehr gehen beide Seiten aufeinander zu und desto eher können die bisher ungenutzten Potenziale im Bereich „Familie und Beruf“ genutzt werden. Der bisherige Problembereich „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ kann dann sogar zum Wettbewerbsvorteil im Bewerbermarkt werden.
Natürlich sind die individuellen Maßnahmen und Lösungen, die dafür nötig sind, aufwändig. Für den Einzelfall Lösungen zu finden und jeder individuellen Situation möglichst gerecht zu werden ist nicht einfach – auf jeden Fall ist es schwieriger, als auf standardisierte, generelle „Lösungen von der Stange“ zurückzugreifen.
Aber für Unternehmen lohnt sich der Einsatz, denn Zeitkonflikte sind für Beschäftigte
mit Kindern oft ein Kündigungsgrund. Und so groß ist der Mehraufwand für individuelle Lösungen nicht, dass er sich nicht lohnen würde, wenn man sich einmal den Nutzen vor Augen hält, der dadurch für das Unternehmen und für die Mitarbeitenden entsteht.
Und diese Erfahrung haben auch viele Verantwortliche in den Unternehmen gemacht: Flexible Arbeitsmodelle mitzudenken, ist kein großer Mehraufwand“, sagt die Unternehmenssprecherin [der Versicherungskammer Bayern] Edith Strauß. Vereinbarkeit bestehe zu 90 Prozent aus guter Organisation und verlässlicher Führung, sagt sie. Umgekehrt kann sie sich dann auch auf ihr Personal verlassen: „Ich habe noch nie erlebt, dass mein Team mir Flexibilität verweigert hat, wenn ich sie brauchte.“
Der Anspruch, Beruf und Privatleben gleichermaßen gerecht zu werden führt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft zu einem schwierigen Spagat. Kleine Kinder wollen umsorgt werden, Heranwachsende brauchen ebenfalls Fürsorge. Angehörige bedürfen ggf. der Pflege. Bekannte und Freunde brauchen ab und an Hilfe. Die Unternehmen wiederum leiden unter Fachkräftemangel und suchen händeringend nach geeigneten Bewerber*innen und nach Mitteln, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dabei Herausforderung und Chance zugleich.
Mit einer familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik profitieren Unternehmen von:
Ebenfalls als Vorteil zu nennen sind höhere Motivation, geringere Fehlzeiten und eine geringere Fluktuation. Und auch in puncto „Väterfreundlichkeit“ – sind positive Effekte eindeutig festzustellen: Väterfreundlichkeit von Unternehmen trägt zur Fachkräftesicherung bei, weil Männer, die mit ihren Bedürfnissen als Väter wahrgenommen werden, zufriedener sind und seltener das Unternehmen wechseln.
Familienfreundlichkeit ist, richtig umgesetzt, ganz klar eine Win-win-Situation. Die oben zitierte Studie „Renditepotenziale der NEUEN Vereinbarkeit“ zeigt: Durch Investitionen in Familienfreundlichkeit werden Eltern und Pflegende entlastet, gleichzeitig können Unternehmen mit zielgruppengerechten Vereinbarkeitsangeboten positive Renditen erzielen. Eine Personalpolitik, die auf die Bedürfnisse von Beschäftigten in unterschiedlichen Lebensphasen eingeht, zahlt sich für Unternehmen aus. […] Mit Teilzeitmodellen, Home-Office oder Kinderbetreuungsangeboten lassen sich positive Renditen erzielen und langfristig Kosten reduzieren.
Doch diese Potenziale werden bisher noch lange nicht vollständig genutzt. Daran hat sich auch Jahre nach der Veröffentlichung der ursprünglichen Studie leider noch nichts Grundlegendes geändert.
Höchste Zeit also, hier aktiv zu werden und etwas zu tun.
Doch dazu bedarf es, wie beschrieben, für jede und jeden Einzelnen passende Maßnahmen und Lösungen: Diese sind bedarfsgerecht auf die individuellen Lebensumstände einer breiteren Zielgruppe von Beschäftigten zugeschnitten. Gelingt es, diese Lösungen zu finden profitieren davon die Beschäftigten und die Unternehmen gleichermaßen – eine echte Win-Win-Situation.
Und es bedarf einer anderen Kultur im Unternehmen: Potenziale zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit und der Väterfreundlichkeit liegen laut der Studie in den Bereichen der Kommunikation und der Unternehmenskultur – also weniger bei den vereinbarkeitsfördernden Personalmaßnahmen, die in vielen Betrieben schon vorhanden sind.
Berechtigte Frage. Die Antwort ist einfach: Wer die Vorteile der NEUEN Vereinbarkeit wirklich nutzen und sogar zu einer UnternehmensSTRATEGIE machen will, der muss im Unternehmen einiges neu justieren. Es braucht eine neue Art der Zusammenarbeit und eine neue Kultur. Und solch eine neue Kultur nicht eben „auf Knopfdruck“ ein. Sie muss implementiert werden, und die damit einhergehenden Veränderungsprozesse müssen begleitet werden.
Führungskräften kommt bei Vereinbarkeit eine Schlüsselrolle zu: Führungskräfte sind der Schlüsselfaktor bei der Weiterentwicklung und Umsetzung einer familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik.
Sie müssen Interesse an der Situation ihrer Mitarbeitenden haben, müssen sich Zeit nehmen und ansprechbar sein. Das ist der erste Schritt. Der zweite ist es, eine bestmögliche, für beide Seiten funktionierende Lösung zu finden.
Und genau so wird es in Unternehmen, die das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ weiterdenken und zum Erfolgsfaktor gemacht haben, gehandhabt: „Meine Erfahrung ist, dass dann in der Regel Lösungen entstehen, mit denen alle Seiten zufrieden sind – auch wenn zwischen Ideal und dem Möglichen eine Lücke bleibt“, sagt etwa Rüdiger Koch, der als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender lange Jahre für das Thema Vereinbarkeit bei Merz Pharma verantwortlich war.
Das Führungsverständnis, um das es hier geht, haben wir im Beitrag „Bindung stärken: „Loyal Leadership“, ein Erfolgsfaktor gegen Personalmangel und Fluktuation“ beschrieben.
Grundlegende Sozialkompetenzen wie Empathie, Kontaktfähigkeit, Initiative und Gestaltungswillen, aber auch Flexibilität und eine positive Grundhaltung, die sich mehr an den Möglichkeiten und Chancen orientiert und nicht nur Schwierigkeiten und Risiken sieht, sind hier in diesem Zusammenhang sehr wichtig, damit die Führungskräfte ihre wichtige Rolle gegenüber den Mitarbeitenden auch optimal ausfüllen können.
Management-Skills und Führungsfähigkeiten in Bereichen wie „Verantwortung für Mitarbeitende“, „Einbeziehung“ und „Personenorientierung“, aber auch in Bereichen wie „Entscheidungsfreude“ und „Innovation“ sind ebenfalls von großer Bedeutung. Auch sie tragen dazu bei, dass die Probleme und Interessen der Mitarbeitenden gesehen, verstanden und gelöst werden.
Ob die Führungskräfte dies alles bewerkstelligen können, lässt sich analysieren. Die Soft Skills der Führungskräfte kann man messen, und wenn nötig gezielt stärken und entwickeln. Erst mit Hilfe dieser Qualitäten kann mitarbeiterorientierte Führung wirklich gelingen.
Gezielte Führungskräfteentwicklung und die Entwicklung von erfolgsrelevanten Soft Skills sind also ein Schlüssel dafür, dass die vorhin geschilderten enormen Potenziale der NEUEN Vereinbarkeit für die Unternehmen und die Beschäftigten genutzt werden und dass aus dem Problem „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ der „Erfolgsfaktor Familie“ wird.
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