Daten und Erkenntnisse zu Wohlbefinden und Produktivität am Arbeitsplatz und dazu, welche Faktoren bei der Arbeit wirklich leistungsfördernd sind.
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Frustfaktoren im Arbeitsalltag – eine wahre Geschichte
Ich möchte mit einer kleinen Geschichte beginnen, um zu zeigen, was uns bei der Arbeit glücklich macht – und was ganz sicher nicht. Ein Freund von mir arbeitet in einem großen Unternehmen. Die Reputation ist hervorragend, die Finanzlage auch, das Gehalt ist okay, wenn auch nicht ganz dem angemessen, was er an Arbeit und Verantwortung dort übernimmt. Die personelle Ausstattung ist schon eher unzureichend – im Moment sind viele Kolleg*innen erkrankt, teils auch länger, die Ausfallzeiten häufen sich. Die Führungskräfte in dem Bereich, um den es hier geht, haben ihre Schwächen: Der Bereichsleiter ist nett, aber chronisch entscheidungsschwach und unsicher. Seine Stellvertreterin ist da das genaue Gegenteil – meinungsstark (bis undiplomatisch) und an sich schnell darin, Entscheidungen zu treffen. Leider ist sie ein „Kontrollfreak“ und möchte über alles, aber auch wirklich alles informiert sein und überall mitreden. Was dazu führt, dass sie im Dauerstress und kaum einmal wirklich ansprechbar ist.
Die Kombination der beiden führt dazu, dass der Bereichsleiter übertrieben gesagt vor der Anschaffung eines neuen Bleistifts eine Sitzung mit seiner Stellvertreterin einberuft.
Für die nachfolgenden Führungskräfte und Teammitglieder in diesem Bereich wird die Arbeit so nicht gerade einfacher… .
Alles besser mit Sekt, Lachs und Schokokuchen?
Aus Frust über die täglichen Vorgänge, um ein Ventil zu haben und im etwas unbeholfenen Bemühen, dem eigenen (personell dezimierten) Team etwas Gutes zu tun, hat nun einer der Abteilungsleiter in diesem Bereich angefangen, mindestens einmal die Woche Sekt und Häppchen mit zur Arbeit zu bringen.
Das ist beim ersten Mal eine angenehme Überraschung, ab und an sicher auch mal eine gute Möglichkeit zu quatschen, und sicher auch mal eine Möglichkeit, den angestauten Arbeitsfrust zu vergessen.
Wirklich weiter hilft es aber auch nicht. Im Gegenteil. An ohnehin schon stressigen Tagen führt die „Zwangspause“ eher dazu, dass man mit der Arbeit nicht fertig wird, noch mehr Druck empfindet und noch unzufriedener wird.
Was uns bei der Arbeit wirklich glücklich macht
Nun kann man das Ganze natürlich als das abtun, was es zunächst ist: Eine kleine Episode. Ein unbeholfener, nett gemeinter Versuch, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas Gutes zu tun.
Nur ist gut gemeint eben nicht auch gut gemacht. Und das dahinter stehende Problem gar nicht mal so klein und trivial: Im Kern geht es um die Frage, was ich als Unternehmen / Arbeitgeber / Führungskraft bieten muss, um gute, engagierte, motivierte Leute anzuziehen und zu halten.
Worauf kommt es also wirklich an? Was ist es, das uns bei der Arbeit wirklich glücklich macht?
Was uns bei der Arbeit wirklich glücklich macht – Studien und Forschungsergebnisse
Die Vielzahl der aktuellen Untersuchungen zu dem Thema zeigt schon, wie sehr die Frage, was uns bei der Arbeit glücklich macht, die Menschen (und die Unternehmen) beschäftigt. Die wichtigsten Punkte haben wir hier aufgelistet:
Flexibilität und die Möglichkeit, Arbeit und Privatleben so einzuteilen, dass man allen Anforderungen gerecht wird und „alles unter einen Hut bekommt“ ist den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern heute unglaublich wichtig. Und Flexibilität ist eben keine Einbahnstraße, liebe Unternehmen! Wer erwartet, dass dann, wenn richtig viel los ist oder wenn es um eine für die Firma sehr wichtige Sache geht die Mitarbeitenden mehr machen, als normal (siehe dazu „What Makes People Happiest In The Workplace In 2022? Hint: It’s Not The Salary„: Hier heißt es „[…]und mehr als die Hälfte gab an, dass sie diese Regelungen sogar mehr schätzen als ihr Gehalt. Und wenn es darum geht, Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, scheint es so, als ob Unflexibilität der Knackpunkt sein kann. Fast vier von fünf Arbeitnehmern, die angaben, unflexible Arbeitszeiten zu haben, wollten ihren derzeitigen Arbeitsplatz verlassen.“ Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden Flexibilität in ihrem Arbeitsalltag ermöglichen, haben zufriedenere und produktivere Mitarbeitende – die dann auch gerne beim Unternehmen bleiben. Kurz gesagt:“ Employee satisfaction is about having options“).
Diese Flexibilität bezieht sich nicht nur auf die Arbeitszeit, sondern auch auf den Arbeitsort: „If organisations were genuinely interested in making their employees happy at work, then they would probably give up on the corporate clowning and look at some much more downbeat interventions. A simple step would be allowing employees to work from home at least some of the time. One experimental study found employee satisfaction and productivity shot up when people were allowed to work from home.“ (Source: „The cult of compulsory happiness is ruining our workplaces“ by André Spicer)