30.10.2025

Krisen wo man hinschaut. Gefühlt (oder tatsächlich) kommen wir aus dem Krisenmodus gar nicht mehr heraus. Die Frage, die sich da stellt ist, wie soll man mit Krisen umgehen? In Unternehmen ist die Antwort auf Krisen oft vorhersehbar: Mit autoritärem Führungsstil. Es wird straff durchgegriffen. Warum ist dieses Vorgehen so beliebt? Ist es auf Dauer wirklich zielführend? Und welche Alternativen gibt es? Darum geht es hier in diesem Text.

 

Wie soll man mit den aktuellen Herausforderungen umgehen?

Führung in Krisenzeiten - je straffer, desto besser?

In Krisenzeiten setzen Unternehmen vermehrt auf Kontrolle statt Kooperation – und suchen wieder autoritäre Führungspersönlichkeiten. Thyssenkrupp und SAP sind die jüngsten Beispiele, in denen die Chefs hart durchgreifen.

In Deutschlands Chefetagen mehren sich die Signale, dass der autoritäre Führungsstil ein Comeback erlebt. Statt Augenhöhe heißt das neue Ideal: Durchgriff. Personalberater berichten von einer wachsenden Nachfrage nach Führungskräften, die nicht lange diskutieren – sondern entscheiden.

Typische Reflexe sind mehr Kontrolle, mehr Druck, mehr Distanz. Wenn Unsicherheit wächst, versuchen viele Führungskräfte wieder „festen Boden” unter die Füße zu bekommen. Sie führen enger, ziehen Entscheidungen an sich und überprüfen alles genauer.

Vor allem Unternehmen mit traditionell hierarchischer Struktur stellen Experimente mit kooperativer Führung wieder ein. Agilität, Eigenverantwortung und Kreativ-Workshops sind vielen plötzlich zu teuer – und zu verspielt. Das Motiv ist simpel: weniger Diskussion, mehr Output. Führung wird wieder als Kommando verstanden, nicht als Moderation. "Leistung gegen Entlohnung" – mehr braucht es nicht, so die Logik.

 

Auch in anderen gesellschaftlichen und politischen Bereichen lässt sich dieser Trend beobachten: Vielerorts suchen Menschen gerade in Krisenzeiten nach "einfachen" Lösungen und nach starken, dominanten bis autoritären, Sicherheit versprechenden Führungsfiguren. Gemäß der "Great Man Theory" [...] ist genau das die Lösung in unsicheren Zeiten, dass ein starker Mann in der Krise allein den Kurs vorgibt.

(Wie lange) kann das gutgehen?

 

Kann das gutgehen? Ja - Experten meinen: Das kann funktionieren. Kurzfristig. Doch mittel- bis langfristig sieht es schon anders aus: Kontrolle wird zur vermeintlichen Sicherheit, erstickt aber die Kreativität und Eigenverantwortung, die Teams gerade jetzt brauchen. Viele versuchen zudem, neue Probleme mit alten Herangehensweisen zu lösen – sie greifen auf bekannte Werkzeuge und Muster zurück, die in stabilen Zeiten vielleicht funktioniert haben, in komplexen Situationen jedoch oft ins Leere laufen. Ein weiterer Rückfall ist die „Ansagekultur”: Führungskräfte glauben, sie müssten wieder alle Antworten selbst liefern. Dabei geht es in der Krise weniger um Wissen als um das Ermöglichen von Lernen und Entwicklung. Wer Komplexität mit Autorität beherrschen will, verliert die kollektive Intelligenz seines Teams.

Daher sagen auch Experten wie Ralf Lanwehr von der Fachhochschule Südwestfalen: "Autoritäre Führung kann in akuten Krisen sinnvoll sein – aber nur für kurze Zeit". Auch die renommierte Leadership-Forscherin Heike Bruch von der Universität St. Gallen warnt: Wer alte Muster reaktiviert, riskiert mehr Schaden als Nutzen. "Dienst nach Vorschrift, sinkende Eigeninitiative und mangelnde Verantwortungsbereitschaft sind die Folge", sagt sie. Wer nur auf Kontrolle setze, verspiele das Vertrauen der Belegschaft – und damit oft auch deren Engagement.

Natürlich ist Leistungsorientierung kein Widerspruch zu guter Führung. Doch gefährlich wird es, wenn moderne Arbeitsformen vorschnell beiseitegeschoben werden – unter dem Vorwand, es sei "jetzt mal Zeit für Leistung". Dann gingen nicht nur Agilität und Innovationskraft verloren, sondern auch das Vertrauen in die Organisation [...]. Denn: Der starke Mann mag kurzfristig beruhigen. Doch wer dauerhaft so führt, bleibt oft allein an der Spitze. Und riskiert, dass ihm niemand mehr folgt.

 

Die Zukunft der Führungskultur: Menschlichkeit, Selbstorganisation und klare Verantwortung.

Wie kann man es besser machen?

  • (Organisationale) Resilienz: https://www.dnla.de/news/resilienz-krisen-ueberwindungs-kompetenz-warum-sie-gerade-heute-so-wichtig-ist
  • Rolle von Führungskräften in Krisenzeiten: https://nwx.new-work.se/themenwelten/fuehrung/laura-bornmann-uber-fuhrung-in-der-krise-vertrauen-entsteht-nicht-durch-perfekte-antworten-sondern-durch-haltung 

    Laura Bornmann* ist Organisationsberaterin, Coach und eine der profiliertesten Stimmen, wenn es um moderne Führung in Zeiten radikaler Veränderung geht. Im Interview spricht sie über die neue Rolle von Führungskräften, die nicht länger durch Kontrolle, sondern durch Klarheit und Vertrauen Wirkung erzielen. Denn Führung in der Krise bedeute, Unsicherheit nicht zu bekämpfen, sondern sie zu gestalten – mit Selbstkenntnis, Empathie und der Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten.

    NWX Magazin: Frau Bornmann, was unterscheidet Führung in der Krise von „klassischer“ Führung in stabilen Zeiten?

    Laura Bornmann: In stabilen Zeiten funktionierte die Formel: Ansage plus Kontrolle gleich Ergebnis. Man verließ sich auf bewährte Muster, Routinen und Planbarkeit. In der Krise brechen diese Sicherheiten weg. Menschen erleben Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und teils auch Angst. Führungskräfte müssen heute mehr Orientierung geben – nicht durch starre Ansagen, sondern durch Klarheit im Denken, Transparenz im Handeln und eine klare Haltung. Führung bedeutet nicht mehr, Lösungen vorzugeben, sondern Räume zu schaffen, in denen Neues entstehen kann. Führungskräfte müssen außerdem lernen, Ambivalenzen auszuhalten und Widersprüche nicht als Fehler, sondern als Teil der Realität zu begreifen. Die Rolle verschiebt sich grundlegend: vom Steuernden zum Ermöglicher, vom Wissenden zum Fragenden, vom Kontrolleur zum Vertrauensgeber.

  • Empowerment, Reflexion, Innovation, Selbstorganisation: https://www.new-work-frame.com/de/brainfood/230-fuehrung-in-krisenzeiten-warum-verantwortung-wichtiger-ist-als-hierarchie

    Laut einer Studie von McKinsey greifen Menschen in unsicheren Phasen intuitiv zu klaren Strukturen und zentralisierten Entscheidungsmodellen, da sie Stabilität versprechen. Gerade in Krisenzeiten gewinnen hierarchische Systeme an Attraktivität, da sie scheinbar schnelle, eindeutige Entscheidungen ermöglichen – ein Faktor, der in selbstorganisierten Teams oft nur nach intensivem Training zu erreichen ist. 

    Allerdings zeigen Forschungsergebnisse, dass Unternehmen, die auf langfristige Resilienz und Flexibilität setzen, mit einem Mix aus Empowerment und Führung deutlich erfolgreicher sind. Führungskräfte, die als „Katalysatoren“ agieren und Teams zur Selbstorganisation befähigen, schaffen eine Kultur, die nicht nur in Krisenzeiten belastbar, sondern auch innovationsfähig ist. Denn auch in der Krise gilt: Wenn entscheidungsrelevantes Wissen dezentral verteilt ist, kann die Entscheidung nicht zentral getroffen werden.

    In dem 2023 erschienen Artikel beschreibt McKinsey & Company verständlich das "New Leadership for a new era of thriving organizations".

    Ein Blick auf die Systemtheorie von Donella H. Meadows zeigt, dass hierarchische Strukturen vordergründig zwar Stabilität, Geschwindigkeit und Steuerbarkeit bieten. Weshalb sie in akuten Krisen - wie beim Löschen eines Großbrandes - das sinnvolle Mittel der Wahl sind. 
    Jedoch zeigt sich, dass dies oft auf Kosten der Innovationsfähigkeit und Flexibilität geht: Feuerlöscher-Drohnen sind nicht im Kommandoton erfunden worden. Unternehmen, die auf Selbstorganisation und Resilienz setzen, profitieren hingegen klar von adaptiven, dezentralen und schnell agierenden Strukturen. Diese notwendige Resilienz von Organisationen kann jedoch nur erhalten bleiben, wenn - auch und gerade in Krisen - die Balance zwischen Hierarchie und Selbstorganisation gewahrt wird.

     

Kontakt

Gemeinsam zum erfolgreichen Projekt

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht

Weitere interessante News aus der Branche

Alle ansehen

Tools

DNLA - Die Erfolgsprognose

Über uns

Der Mensch im Fokus

Die DNLA GmbH ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit Sitz in Emsdetten (NRW). Von hier aus unterstützen wir unsere zahlreichen Partner im In- und Ausland bei ihren Projekten – und das schon seit über 30 Jahren. 

Wir verwenden Cookies 🍪

Wir verwenden Cookies, um beispielsweise Funktionen für soziale Medien anzubieten oder die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Sie geben Einwilligung zu unseren Cookies, wenn Sie unsere Webseite weiterhin nutzen. Um fortzufahren müssen Sie eine Auswahl treffen.

Weitere Informationen zum Thema Datenschutz und Cookies können Sie unserer Datenschutzerklärung entnehmen. Unter Einstellungen können Sie gezielt Optionen ein und ausschalten.

Einstellungen

  • Die Seite verwendet Cookies um Session Informationen zu hinterlegen. Diese sind nicht personenbezogen und werden nicht von fremden Servern ausgelesen.
    Alle unsere Bilder und Dateien liegen in unserem Content Management System Ynfinite und werden von dort bereitgestellt. Ynfinite erhält durch die Bereitstellung Ihre IP Adresse, diese wird jedoch nur zum Zwecke der Bereitstellung der Bilder im Rahmen eines HTTP Aufrufes verwendet. Die Daten werden nicht langfristig gespeichert.

  • Inhalte aus externen Quellen, Videoplattformen und Social-Media-Plattformen. Wenn Cookies von externen Medien akzeptiert werden, bedarf der Zugriff auf diese Inhalte keiner manuellen Zustimmung mehr

  • Diese Cookies sammeln Informationen, die uns dabei helfen zu analysieren, wie unsere Webseite verwendet wird und wie effektiv unsere Marketingkampagnen sind. Dabei werden Daten zum Beispiel mit Hilfe von Google und Facebook ausgewertet. Mithilfe der Analysen aus diesem Cookie können wir Anwendungen für Sie anpassen, um unserer Webseite zu verbessern. Wenn Sie nicht möchten, dass wir Ihren Besuch auf unserer Webseite verfolgen, können Sie das Tracking in Ihrem Browser hier deaktivieren.

  • Wir verwenden Drittanbieter-Tools, die uns helfen, unsere Website effizienter und kundenfreundlicher zu gestalten. Dazu gehören so genannte Marketing-Cookies, die wir in ihrem Browser setzen. Diese senden uns Daten über die Interessen, die Sie uns durch Eingabe von Informationen in diesen Drittanbieter-Tools zukommen lassen. Mit dem Aktivieren der Marketing-Cookies stimmen Sie der Analyse und Verwendung der von Ihnen bereitgestellten Informationen bei uns intern sowie den Drittanbietern zu.