Kann ich das? – Selbstvertrauen bei der Arbeit

Reihe „Erfolg im Beruf“: Folge 3: Selbstvertrauen.

Selbstvertrauen bei der Arbeit: Was traue ich mir zu? Kann ich das? Ja!
Was traue ich mir zu? Kann ich das? Ja!

„Kann ich das?“ – Selbstvertrauen bei der Arbeit und durch was es maßgeblich beeinflusst wird. – In unserer Reihe „Erfolg im Beruf“ stellen wir Erfolgsfaktoren für den beruflichen Bereich vor. Heute: Der Faktor „Selbstvertrauen“[1]. Wir zeigen, wie es entsteht und wodurch es beeinflusst wird. Lesen Sie im Folgenden über die häufigsten Gründe, die das Selbstvertrauen am Arbeitsplatz schrumpfen lassen – und was man tun kann, um das Selbstvertrauen gezielt wieder aufzubauen.

Selbstvertrauen: Was ist das eigentlich?

Zum Thema Selbstvertrauen gibt es unzählige Abhandlungen und Definitionen. Aber man muss gar keine Fachbücher wälzen um zu verstehen, worum es geht. Wenn wir mit einer neuen Aufgabe konfrontiert werden, dann laufen in unserem Gerhirn automatisch zwei Abwägungsprozesse ab:

  • Wir überlegen, was da auf uns zukommt: Welche Fähigkeiten, welches Wissen, welche Erfahrungen sind nötig, um das zu schaffen?
  • Und wir überlegen, welche Fähigkeiten, welches Wissen und welche Erfahrung wir schon besitzen – und ob diese in Summe wohl reichen, um der vor uns stehenden Aufgabe gerecht zu werden.

Dieser Prozess läuft immer ab – und zwar egal ob bei einem Mathetest, beim Betrachten der Baueinleitung für ein skandinavisches Regal im Eigenbau oder bei einem neuen Projekt bei der Arbeit: Immer schätzen wir zunächst ein, was da auf uns zukommt, was uns erwartet und was von uns erwartet wird. Und wir schätzen ein, was wir schon können und was wir mitbringen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Das Resultat dieses Abwägungsprozesses ist das, was wir allgemein als Selbstvertrauen bezeichnen: JA, ich traue mir das zu, ich kann das, ich schaff das schon!

Folgerung für das Selbstvertrauen bei der Arbeit

Daraus folgen mehrere interessante Aspekte:

  • Selbstvertrauen ist stets relativ: Es ist immer bezogen auf eine bestimmte Herausforderung, auf konkrete Aufgaben – es gibt also nicht das eine Selbstvertrauen, sondern nur eine sehr große Zahl von Dingen, die von uns erwartet werden und die wir uns zutrauen, gut bewältigen zu können, oder eine kleinere.
  • Selbstvertrauen ist stets subjektiv: Beide gerade geschilderten Abwägungsprozesse beruhen auf subjektiven Einschätzungen. In den meisten Fällen ist nicht von vornherein 100%ig klar, was wirklich auf uns zukommt. Das zeigt das oben gewählte Beispiel mit dem Regal, das wir zusammenbauen wollen. Egal wie oft wir etwas Vergleichbares schon gemacht haben: Es kann gut sein, dass wir feststellen, dass es dieses Mal schwerer war als gedacht und viel länger gedauert hat.
    Und – auch wenn die meisten von uns jetzt erst einmal innerlich protestieren werden: Genauso, wie wir die Schwierigkeit einer Aufgabe nicht 100%ig einschätzen können, können wir auch oft unsere eigenen Fähigkeiten in Bezug auf eine Aufgabe nicht 100%ig richtig einschätzen.

Warum diese beiden zuletzt genannten Punkte gerade im Arbeitsalltag und im Beruf höchst relevant sind, zeigen wir im nächsten Abschnitt.

Was uns im Job verunsichert:

Wenn das Selbstvertrauen bröckelt: Verunsicherung und Selbstzweifel bei der Arbeit.

Viele Menschen sind heute verunsichert, wenn es um ihre tägliche Arbeit geht. Tendenz: Steigend. Doch warum ist das so? Auch bei Menschen, die schon seit Jahren fest mit beiden Beinen im Berufsleben stehen und die ihren Job bisher nachweislich gut machen. Im Folgenden nennen wir die Gründe, die in der Praxis am häufigsten dafür verantwortlich sind.

Wenn das Selbstvertrauen bröckelt: Oft beschleichen uns bei der Arbeit Verunsicherung und Selbstzweifel.

Sich etwas nicht zuzutrauen, weil man es ganz realistisch gesehen einfach nicht kann oder zumindest noch nie gemacht hat, das ist eine Sache. Heute leiden im Beruf viele Menschen aber darunter, dass sie sich viel weniger zutrauen als es objektiv betrachtet eigentlich der Fall sein müsste. Was sind die Gründe dafür?

1. Veränderung, unklare Erwartungen, unklare Ziele:

Immer größere Veränderungen, im Großen und im Kleinen. Arbeitsplätze ändern sich, Ausbildungsberufe, Anforderungen. Technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel wirkt in unser Leben und in unseren Arbeitsalltag hinein. Das alleine sorgt schon für Unsicherheit. Wenn dann auch noch von Seiten des Unternehmens nichts dazukommt, das Sicherheit bietet – Orientierungshilfen durch die Führungskräfte beispielsweise, klare Zielsetzungen, offener Austausch – dann ist völlig logisch, dass die Betroffenen nicht sagen: „Alles im Unternehmen ändert sich gerade, ich soll neue Aufgaben bekommen. Ich habe noch keine Ahnung, wohin die Reise geht, und meine Chefs können mir da auch nicht helfen – aber, hey, na klar, egal was kommt, ich schaff das.“ Anders gesagt, und weniger satirisch überspitzt: Unklarheit und Unsicherheit ruiniert das Selbstvertrauen.

2. Fehlendes Feedback:

Auch ohne größere Veränderungen am Arbeitsplatz sind viele Mitarbeiter*innen verunsichert. Für jede und jeden ist es enorm wichtig, Rückmeldung über die eigene geleistete Arbeit zu bekommen. Was war gut? Was kann ich, was muss ich noch verbessern? Hier sind insbesondere die Führungskräfte gefordert, nah an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sein. Sie müssen auf dem Laufenden sein, sie müssen Interesse zeigen, sie müssen erreichbar sein. Und – ganz wichtig – sie dürfen nicht nur dann Rückmeldung geben, wenn sie mit etwas nicht zufrieden sind. Stellen sie sich vor, sie würden so zuhause mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner oder ihren Kindern kommunizieren. Feedback muss ausgewogen, angemessen und umfassend sein.

3. Verzerrte Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung:

Dass es in den meisten Fällen doch nicht so ist, trägt massiv zum letzten hier genannten Punkt bei: der verzerrten Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung, die so viele von uns haben, wenn es um die Qualität ihrer eigenen Arbeit geht. Es ist ja ganz einleuchtend, wenn wir nochmals die beiden Seiten der Gleichung, die beiden Einschätzungen oben betrachten: Was kommt auf mich zu und was kann ich – reicht das, um den Anforderungen gerercht zu werden? Und bei dem „was kann ich?“ – da traut man sich immer weniger zu, wenn sich Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte immer nur dann melden, wenn etwas nicht klappt. Wer tausend Dinge tut und dann nur zu den drei Dingen, die nicht gut gemacht waren Rückmeldung bekommt, der beschäftigt sich nur mit den eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Das Resultat: Man wird verunsichert, man traut sich immer weniger zu.

Und fragen sie sich einmal selbst: Abends, nach getaner Arbeit – halten Sie sich selbst das vor Augen, was Sie gut gemacht haben, das was richtig war? Nein, denn das kennen und erwarten Sie ja von sich: Gut zu arbeiten, zu funktionieren. Man selbst beschäftigt sich mit dem, womit man noch nicht zufrieden war. Mit dem, was man vergessen oder vergeigt hat. Und genau das führt dazu, dass wir selbst unsere eigenen Fähigkeiten und das, was wir können, systematisch unterschätzen.

4. Misserfolge

Man sieht es gut zum Beispiel im Fußball: Erfolge stärken das Selbstvertrauen, Misserfolge verunsichern. Je mehr also im Moment schief läuft, desto weniger traut man sich zu. Man geht vorsichtiger an viele Dinge heran – weil man ja nicht schon wieder einen Misserfolg erleben möchte. Leider „vermeidet“ man so auch oft Situationen, in denen man hätte erleben können, dass man doch erfolgreicher war und mehr hinbekommen hat, als zunächst vermutet. Es wird also erst einmal immer schwerer, das Selbstvertrauen wieder aufzubauen und zu stärken. Das ist ein Teufelskreis. Auch durch diese Erlebnisse wird die Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung natürlich zunächst einmal verschlechtert.

Eigene Fähigkeiten richtig einschätzen, Selbstvertrauen bei der Arbeit aufbauen: So funktioniert es

Do or doubt? Tun oder Zweifeln? Wir zeigen, wie Selbstvertrauen bei der Arbeit wieder wachsen kann.
Do or doubt? Tun oder Zweifeln? Wir zeigen, wie Selbstvertrauen wachsen kann.

Aus den bisher genannten Punkten und Problemstellungen ergeben sich auch die Lösungsansätze.
Die folgenden Dinge helfen dabei, Selbstvertrauen wieder aufzubauen:

Feedback, konstruktiver Austausch:

Damit wir besser einschätzen können, wo wir stehen und wo wir noch besser werden können, brauchen wir Rückmeldung. Niemand von uns ist perfekt und es gibt vieles, was man noch voneinander lernen kann. Dazu aber braucht es regelmäßigen und konstruktiven Austausch. Wichtig ist, dass sich dieser nicht nur auf ein ritualisiertes Mitarbeiterjahresgespräch beschränkt und dass es ansonsten nicht nur Rückmeldung gibt, wenn etwas schiefgelaufen ist. Der Austausch, von dem hier die Rede ist, nimmt gerade auch die positiven Aspekte in den Blick: Was läuft gut? Was ist außergewöhnlich? Worauf kann man stolz sein? Er findet in erster Linie mit den Vorgesetzten statt, aber auch mit Kollegen und Externen (Kunden, Kooperationspartnern, Dienstleistern…).
Dadurch nimmt man auch sich selbst und die eigenen Qualitäten nach und nach ganz anders wahr.

Ziele:

Es muss klar sein: Worauf arbeiten wir hier gemeinsam hin? Was ist mein Beitrag zum Großen Ganzen? Was genau wird von mir erwartet? Je genauer wir wissen, was von uns erwartet wird, desto eher können wir uns darauf einstellen – und auch konkret erkennen, ob wir den Erwartungen gerecht werden können, oder ob wir irgendwo noch mehr. Informationen, eine Fortbildung oder Unterstützung durch eine erfahrene Kollegin brauchen.

Sicherheit:

Gerade in Umbruchsituationen ist es wichtig für alle, Orientierung zu bekommen. Je eher klar wird, was auf uns zukommt, desto eher können wir das Vertrauen fassen, die anstehenden Herausforderungen auch zu bewältigen. Außerdem helfen auch Informationen darüber, was definitiv nicht passieren wird. Oft sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verunsichert durch Gerüchte oder durch Befürchtungen über möglicherweise auf sie zukommende neue Pflichten und Aufgaben. Zu wissen, welche dieser Befürchtungen unbegründet sind, schafft Sicherheit.

Probieren Sie es doch mal selbst: Ein Tipp für die Praxis

Selbstvertrauen aufbauen - Erfolgserlebnisse und positives Feedback helfen dabei - und davon profitieren Sie persönlich, bei der Arbeit und im Privatleben.

Zielvereinbarungen, Informationen, Feedback:
In vielen Dingen sind wir auf ein gutes Unternehmensumfeld angewiesen – eines, in dem die Kommunikation und die Ausrichtung auf gemeinsame Ziele stimmen. Aber es gibt eine Sache, die können Sie schon ganz alleine in die Hand nehmen: Bemühen Sie sich, selbst öfter mal positives Feedback zu geben.

Sagen Sie anderen, was sie an ihnen schätzen. Und wenn jemand etwas besonders gut gemacht hat, lassen Sie es die betreffende Person spüren: „Wow, wirklich ein toller Text! Ich habe den mit viel Interesse gelesen“ „Eine tolle Idee – ich wäre darauf nicht gekommen. Es funktioniert prima in der Praxis und ich bin froh, dass du das vorgeschlagen hast“ – es sind kleine Bausteine, die uns helfen, Selbstvertrauen zu „tanken“.

Je öfter man solche Botschaften aussendet, desto öfter kommt auch ein positives Echo zu uns zurück. Sie können stolz sein auf das was Sie und was Andere leisten. Führen Sie es sich und anderen ruhig auch vor Augen. Das führt zu einem ganz anderen Arbeitsklima – und von einem solchen „Klimawandel“ im Unternehmen profitieren alle.

Was auch immer Sie tun – wir wünschen Ihnen auf jeden Fall viel Spaß und gutes Gelingen dabei, im Beruf viele Erfolgserlebnisse zu haben und das Selbstvertrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten (wieder) aufzubauen!
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Konkrete Tipps:

  • Analyse und Förderung des Erfolgsfaktors „Selbstvertrauen“ durch geeignete Potenzialanalyse- und Entwicklungsverfahren wie DNLA ESK – Erfolgsprofil Soziale Kompetenz.
  • Beschäftigen Sie sich nicht nur mit dem, was nicht gut läuft und womit Sie unzufrieden sind.
  • Halten Sie sich eigene Erfolge bewusst vor Augen: „Was habe ich heute gemacht, was gut war? Worauf bin ich stolz? Wo bin ich ruhig geblieben und habe mich nicht ärgern oder aus der Reserve locken lassen?“
  • Machen Sie Ihire Erfolge greifbar: Mit Symbolen, mit einem Bild neben Ihrem PC, mit kleinen Belohnungen.
  • Ein „Erfolgstagebuch“ kann ebenfalls helfen, die eigenen Stärken und Erfolge nicht so schnell zu vergessen, auch wenn´s im Moment vielleicht nicht so gut läuft. Oder wissen Sie auf Anhieb, womit Sie Anfang des Jahres beschäftigt waren oder welche Dinge Sie vor drei Monaten im Job gemacht haben, die wirklich gut waren und auf die Sie zurecht stolz sein können?
  • Wenn Sie kein ausreichendes Feedback bekommen: Holen Sie es sich aktiv! Von Vorgesetzten, von Kollegen, von Kunden – ja, sogar zuhause beim Partner oder bei der Partnerin. „Wie siehst du mich? Was mache ich besonders gut? Was zeichnet mich deiner Meinung nach aus? Wo könnte ich noch wachsen und besser werden, und wie könnten wir das hinbekommen?
    Von solch einem Gedankenaustausch profitieren Sie nicht nur bei der Arbeit.

Die anderen Beiträge in unserer Serie „Erfolg im Beruf“:


[1] Definition von Selbstvertrauen und weiterführende Links und Literatur unter https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstvertrauen/13992

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