17.09.2025
STIMMT! Junge Leute haben WIRKLICH keine Lust mehr, zu arbeiten - .
..WENN die Arbeit
- sinnleer ist
- so organisiert ist, dass andere Lebensbereiche darunter unnötig leiden
- wenn kein wirkliches Miteinander, keine Gemeinschaft und keine Bindung am Arbeitsplatz herrschen.
Soviel schon einmal vorweg.
Im folgenden Beitrag beleuchten wir, wie es um die Arbeitsmoral, die Leistungen und die Werthaltung der GenZ wirklich bestellt ist, und wie die Unternehmen davon profitieren können.
Eine neue Einstellung zur Arbeit
Die Werte der "Generation Z"
Wer heute weniger arbeitet, tut das nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Überzeugung. Nicht alle wollen führen. Nicht alle wollen aufsteigen. Und das ist neu. Denn lange galt in deutschen Unternehmen: Wer etwas werden will, muss richtig ranklotzen. Doch was, wenn das „Mehr“ nicht mehr als sinnvoll empfunden wird? Wenn Effizienz, Erreichbarkeit und Engagement irgendwann ins Leere laufen? Dann stellt sich die Frage: Ist Leistung wirklich noch das Maß aller Dinge?
Alle halbwegs aufmerksamen Beobachter merken: Es verändert sich etwas in den Unternehmen. Und diese Veränderung hat gar nichts mit Leistungsverweigerung, sondern mit einer anderen Haltung zu tun.
Leistungsdenken "alter Schule"
Die ist, wenn man nach "alter Schule" sozialisiert ist, zunächst einmal natürlich schwer nachvollziehbar. Nicht immer vollen Einsatz bringen? Dinge, Anordnungen, Hierarchien und Abläufe in Frage stellen? Wie sollen denn da Erfolge dabei herauskommen?
Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wird die Werthaltung, die in der "GenZ" dominiert aber gut nachvollziehbar.
Wir möchten das an einem kleinen Beispiel erläutern, aus einem Bereich, in dem man diese Veränderung ebenfalls sehr schön beobachten kann: Im Sport.
Ü2 - Leistung bis zum umfallen - oder Achtsamkeit, Reflexion und Erfolg in einem starken Team?
Von blutigen Köpfen und wahrer Größe
Für den folgenden Text zitieren wir aus einer Spiegel-online-Kolummne mit dem treffenden Namen "Haltungsnote":
Erinnerung, aus aktuellem Anlass, an das WM-Finale 2014, Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro, die 17. Minute: Der Mittelfeldspieler Christoph Kramer erleidet bei einem Zusammenprall eine Gehirnerschütterung, macht aber zunächst weiter. Er wird erst ausgewechselt, als er sich beim Schiedsrichter erkundigt, ob dies hier tatsächlich das Finale sei.
Sportfans feiern Kramer bis heute für seinen Kampfgeist. Der Sport liebt Heldengeschichten, und am meisten bewundert er jene, die sich für den Erfolg, für die gemeinsame Sache aufopfern. Franz Beckenbauer, der bei der WM 1970 gegen Italien mit einer Armschlinge spielte; Dieter Hoeneß, der die Bayern 1982 im DFB-Pokalfinale mit einem blutigen Kopfverband zum Sieg köpfte: Immer geht es auch um Selbstüberwindung, um Selbstverleugnung.
Das alles atmet noch sehr die "Deutschen Tugenden" - von preußischem Pflichtbewusstsein bis hin zu Selbstverleugnung und Aufopferung für die "große Sache", wie sie besonders den Nationalsozialisten so wichtig war. Kurz gesagt: Lieber das eigene Leben riskieren, als aufzugeben oder eine Niederlage einstecken zu müssen.
Umso bemerkenswerter ist es, dass Álex Mumbrú, Trainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, bei der EM entschied, Verantwortung abzugeben. Mumbrú war kurz vor dem Turnier an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse erkrankt, er hatte versucht, sein Team zu coachen, dünn und sichtbar angeschlagen, aber es ging nicht. Zwei Tage vor dem Viertelfinale gegen Slowenien erklärte er mit brüchiger Stimme, fortan werde der Co-Trainer übernehmen.
Das hat dieser dann unaufgeregt und souverän getan. Der Co-Trainer, Alan Ibrahimagic, ist ein sehr erfahrener und erfolgreicher Mann (unter Anderem hat er die U19 des Deutschen Basketballbunds zu einer historischen Silbermedaille bei der WM geführt). Und auch der Erfolg der Deutschen Basketball-Männer - die Mannschaft hat als amtierender Weltmeister nun auch noch den EM-Titel errungen - war nie der Erfolg einer Person alleine.
Das Team lebte davon, dass alle ihren Beitrag leisteten und dass der Erfolgsdruck auf viele Schultern verteilt war. Wenn es bei Kapitän und NBA-Star Dennis Schröder oder bei Co-Star Franz-Wagner mal nicht so lief, dann übernahmen eben andere. Gleiches galt, als sich Spieler im Vorfeld oder bei der EM verletzt abmelden mussten. Und auch im Coaching-Staff wurde immer im Team gearbeitet, die Aufgaben geteilt.
Und so ist der Finaltriumph trotzdem ganz unzweifelhaft auch einer von Álex Mumbrú, obwohl dieser eher im Vorfeld die große Linie taktisch vorgegeben hat und während des Turniers selbst dann zwangsläufig in den Hintergrund treten musste. Er ist aber auch der Triumph der Co-Trainer, die sonst nicht so im Rampenlicht stehen, weil diese ohne Qualitätsverlust das Coaching in den Spielen und in den Auszeiten übernommen haben - unaufgeregt und souverän.
Nicht nur der eigene Erfolg und die eigene Karriere zählen
Andere Orientierung, neue Werte
Hat der Basketball-Bundestrainer Álex Mumbrú jetzt Großes geleistet? Nicht nach dem "alten" Leistungsverständnis vielleicht. Er hat nicht krankenhausreif die Spiele gecoacht und sich "für die große Sache geopfert". Gleichzeitig war er während des ganzen Turniers präsent und im Kontakt mit Coaching-Staff und Team - auch aus dem Krankenhaus heraus, als er wegen seiner akuten Erkrankung behandelt werden musste. Er war sozusagen "nur" "remote"-Coach. Und das konnte er guten Gewissens sein, weil er ein starkes Team um sich weiß, weil er vertrauen und delegieren kann, weil er uneitel und ein Teamplayer ist, und weil er die Größe hatte, zu einem Zeitpunkt, als sich sein größter Triumph in seiner Trainerkarriere abzeichnete zu sagen "ja, Basketball ist mir enorm wichtig, und ich bin und war hier auch stet ehrgeizig und habe als Spieler reihenweise Titel gewonnen und das alles möchte ich jetzt auch als Trainer erreichen - im Moment aber muss ich auf andere Dinge in meinem Leben achten, die mindestens genauso wichtig sind" - und all das ist wahrhaft richtig groß.
Übrigens auch spannend, dass sich der Co- bzw. Aushilfs-Cheftrainer Alan Ibrahimagic durch den EM-Triumph nicht zu Überheblichkeit oder Selbstbeweihräucherung hat verleiten lassen. Angesprochen auf die Feierlichkeiten nach dem EM-Triumph meinte er sehr bodenständig "übermorgen geht das neue Schuljahr los, dann muss ich meinen Sohn wieder in die Schule bringen" - und genau das hat er dann auch gemacht.
Gesundheit geht vor Leistungsmaximierung, Beziehung und Familie geht vor Karriere, Engagement für die Gesellschaft vor den persönlichen Erfolg
Ein gesellschaftlicher Trend
Mit dem Fokus auf die eigene Gesundheit und auf Dinge außerhalb des Sports steht Mumbru nicht alleine. Immer mehr Showstars, Musiker*innen und Athlet*innen sprechen inzwischen offen über Leistungsdruck, Depressionen, mentale Probleme und mentale Gesundheit. Einer der prominentesten davon ist der Schwimmstar Michael Phelps.
Auch der ehemalige Generalsekretär und Hoffnungsträger der SPD Kevin Kühnert hat sich von seiner Politkarriere - die ihn leicht bis in ein Ministeramt auf Bundesebene hätte tragen können - verabschiedet.
Das Leben von Menschen nachhaltig zum Guten verändern - wichtiger als Olympischer Ruhm und sportliche Rekorde? Die eigene Gesundheit wichtiger als eine steile Politkarriere, einflussreiche Posten und Macht? Diese Beispiele zeigen, dass die eigene Werteorientierung heute vielen Menschen eine andere Richtung vorgibt als die der klassischen Erfolge und die der Karriere um jeden Preis.
Die Pandemie hat vieles verändert
Die Gründe für diese Entwicklung
Ähnlich wie bei anderen Krisen der jüngeren Vergangenheit - etwa der Wirtschaftskrise 2007 / 2008 oder der Banken- und Finanzkrise - hat auch die Coronapandemie viele Menschen zum Nachdenken gebracht und ihre Haltung zur Arbeit verändert.
Was ich feststelle ist, dass sich durch die Pandemie die Gründe für den Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung verändert haben. Viele fingen an, Dinge anders zu gewichten, anders hinzuschauen oder genauer hinzuschauen. Der Lock down und das Homeoffice trugen dazu bei, dass viele Menschen Zeit fanden, um sich zu reflektieren. Und es kamen Dinge unter anderem im Berufsumfeld zum Vorschein, die ihnen ohne die Pandemie vielleicht gar nicht aufgefallen wären.
Können sich die Menschen heute eher vorstellen beruflich neue Wege einzuschlagen als früher?
Sinnvolle Arbeit bieten, persönlichen Werten gerecht werden.
Die Auswirkungen auf die Personalarbeit
Für die Unternehmen heißt dies, dass sie verstärkt darauf achten müssen, neben einem angemessenen Gehalt noch andere Dinge zu bieten (und diejenigen, die DNLA (ESK) kennen denken hier sicherlich auch an das Thema "Statusmotivation" - auch die Art der Gegenleistungen für die Leistung, die das Unternehmen von den Mitarbeitenden sehen möchte, müssen neu definiert und individuell passend ausgestaltet werden), wenn sie für qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin attraktiv sein wollen - und das gilt übrigens unabhängig vom Geburtsjahr der Mitarbeitenden und ob sie zur "GenZ" gehören oder nicht. Denn wie wir in den vorigen Abschnitten gesehen haben: Der Wertewandel hat längst breite Gesellschaftsschichten erfasst.
Dinge wie
- sinnstiftende Arbeit
- eine wertschätzende, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur
- gegenseitiger Respekt und Vertrauen
- und Flexibilität und das Bemühen um individuelle Lösungen, die der Lebenssituation und den Prioritäten der Beschäftigten jeweils bestmöglich gerecht werden (zum Beispiel im Bezug auf Arbeitszeitmodelle, Arbeitsort, oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf)
werden also zum Muss und zum Erfolgsfaktor, die für solche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv bleiben möchten.
"Führen in Teilzeit" zum Beispiel darf kein Tabu mehr sein und Familiengründung kein Karrierestopper.
Für die Verantwortlichen in den Unternehmen stellen sich dadurch neue Herausforderungen. Blended Workforce und flexible Arbeit, globale Arbeitsmöglichkeiten und ein Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt - all das zwingt Unternehmen dazu, sich in vielen Punkten neu aufzustellen.
Standortbestimmungen vornehmen, Veränderungsprozesse gestalten
Kultur- und Organisationsentwicklung
Die dadurch notwendige Kultur- und Organisationsentwicklung geschieht natürlich nicht von alleine und nicht von heute auf morgen.
Mit den DNLA-Verfahren, beispielsweise mit der Mitarbeiterbefragung DNLA PWA, mit dem DNLA ESK und DNLA MM wird es möglich, die Stimmung, die individuellen Haltungen, Prägungen und Werte im Unternehmen zu erkennen und in einen gemeinsamen Entwicklungs- und Transformationsprozess einzusteigen.
Die Spezialist*innen aus dem DNLA-Beraternetzwerk helfen Ihnen dabei.
Weitere Informationen zu Organisationsentwicklung und Changemanagement mit Hilfe von DNLA finden Sie im Folgenden.
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