05.05.2025
In diesem Beitrag stellen wir neue Forschungsergebnisse zur 4-Tage-Woche der Uni Münster vor, und wir zeigen am Beispiel eines unserer Kunden, wie die Einführung der 4-Tage-Woche gelingen kann - und zwar in Unternehmen und Branchen, bei denen man nie vermuten würde, dass dies dort möglich ist.
4-Tage-Woche: Die Zukunft der Arbeit?
Arbeiten wir, um zu leben, oder leben wir, um zu arbeiten? Und wie soll unser Arbeitsalltag in Zukunft aussehen? Wie lässt sich die Gesundheit der Mitarbeitenden dauerhaft erhalten, und wie lassen sich Arbeits- und Privatleben in Zeiten von Digitalisierung und KI organisieren und bestmöglich unter einen Hut bringen? All das sind relevante Fragen, die Forscherinnen und Forscher genauso umtreiben wie die Verantwortlichen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen.

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, unterliegt einem ständigen Wandel, der von technologischen Fortschritten, soziokulturellen Veränderungen und neuen Managementansätzen beeinflusst wird. Eine der spannendsten und vielversprechendsten Entwicklungen in diesem Bereich ist die Einführung der 4-Tage-Woche. Dieses Modell zielt darauf ab, die Arbeitszeit zu verkürzen, ohne die Produktivität zu verringern, und gleichzeitig das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden zu steigern.
4-Tage-Woche in Deutschland: Das Forschungsprojekt
In mehreren Ländern, beispielsweise in den USA, Portugal und Großbritannien, gab es Experimente und Projekte zur Vier-Tage-Woche. In Partnerschaft mit der Non-Profit-Organisation „4 Day Week Global“ organisierte das Berliner Beratungsunternehmen Intraprenör die erste groß angelegte Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche für Deutschland. Bei der Pilotstudie handelte es sich um einen wissenschaftlich und organisatorisch begleiteten, sechsmonatigen Test der Vier-Tage-Woche in Organisationen. Dabei lag der Fokus auf der Erprobung einer reduzierten Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt und gleichbleibender Produktivität.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Julia Backmann ist Lehrstuhlinhaberin des Lehrstuhls für die Transformation der Arbeitswelt, Co-Direktorin des Centers for Business Transformation an der Universität Münster und wissenschaftliche Leiterin der Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche. Sie hat nun die ersten Ergebnisse vorgestellt.
Gründe für die Einführung der 4-Tage-Woche und für die Teilnahme an der Pilotstudie:
Neben den eingangs bereits erwähnten Zukunfts- und Grundsatzfragen gibt es viele konkrete Gründe, die die teilnehmenden Unternehmen - 45 Organisationen aus verschiedenen Branchen - dazu bewogen haben, bei der Studie mitzumachen und versuchsweise die echte 4-Tage-Woche für alle Mitarbeitenden (60% der teilnehmenden Organisationen) oder, im Fall von größeren Organisationen, nur für bestimmte Teile der Belegschaft, einzuführen.
Die Hauptgründe für diesen Schritt waren:
- Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität (89%)
- Verbesserungen der Mitarbeitergesundheit (77%)
- Zuwachs an Produktivität / Produktivitätssteigerung (57%)
- Zukunftsorientierung (37%)
Die Organisationen versprachen sich von der Teilnahme an der Studie Antworten auf die Fragen, ob die Vier-Tage-Woche eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, eine bessere Mitarbeitergesundheit und eine tragfähige Zukunftsausrichtung zur Folge haben kann und wie sich die Veränderungen auf die Produktivität auswirken.
Und diese Hoffnungen scheinen sich zu erfüllen. Von „4 Day Week Global“ werden, basierend auf Erfahrungen in Unternehmen und Organisationen in verschiedenen Ländern, folgende Punkte als Effekt der Einführung der echten 4-Tage-Woche auf deren Webseite genannt:
- Erhöhte Arbeitgeberattraktivität (83%)
- Weniger Burnoutfälle (66%)
- Weniger Kündigungen, weniger Personalwechsel (32%)
- Mehr Ertrag, erhöhte Produktivität (25%)

Umsetzung der Studie zur 4-Tage-Woche:
- Bei der Pilotstudie handelte es sich um einen wissenschaftlich und organisatorisch begleiteten, sechsmonatigen Test der Vier-Tage-Woche in Organisationen. Dabei lag der Fokus auf der Erprobung einer reduzierten Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt und gleichbleibender Produktivität.
- Die Organisationen entschieden selbst, wie sie die Vier-Tage-Woche umsetzen wollten. 60 Prozent von ihnen wendeten sie auf die gesamte Belegschaft an. Größere Organisationen führten die Vier-Tage-Woche nur für bestimmte Beschäftigte oder Teams ein. Die Modelle unterschieden sich im Umfang der Arbeitszeitreduzierung und in der Flexibilität der freien Tage. Die Mehrheit (85 Prozent) gewährte einen freien Tag pro Woche an einem festgelegten oder rotierenden Tag.
- Die teilnehmenden Organisationen deckten eine Vielzahl von Branchen ab, darunter Beratung und Dienstleistungen, Fertigung, soziale Dienste, IT und Medien. Die Größe reichte von Firmen mit weniger als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (15 Prozent) bis hin zu Groß-Organisationen mit mehr als 250 Mitarbeitern (14 Prozent). Der Großteil der Organisationen bestand aus kleinen (10 bis 49 Mitarbeiter) und mittelgroßen (50 bis 249 Mitarbeiter) Organisationen.
- Die teilnehmenden Organisationen starteten im Laufe dieses Jahres mit der Einführung der 4-Tage-Woche. Im Oktober 2024 haben 41 Organisationen die Testphase entweder abgeschlossen oder stehen kurz davor. Von den ursprünglich 45 Organisationen brachen zwei ihre Teilnahme aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen oder mangelnder interner Unterstützung für die Vier-Tage-Woche ab – beides größere Organisationen.
Wirkungen der Einführung der 4-Tage-Woche:
"Das Wohlbefinden steigt, wenn die Arbeitszeit sinkt – bei gleichbleibender oder sogar leicht steigender Produktivität", so lässt sich das Ergebnis der Studie zur 4-Tage-Woche in Deutschland kurz zusammenfassen. Im Detail konnte folgendes festgestellt werden:

- „Die Vier-Tage-Woche führte zu einer signifikant positiven Veränderung der Lebenszufriedenheit, die sich hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit ergab“, betont die Forscherin.
- Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit, unterstreicht Julia Backmann. Die Beschäftigten berichteten von weniger Stress und Burnout-Symptomen. Physiologische Daten wurden in der Studie zudem mit Fitness-Trackern gemessen. Die Einführung der Vier-Tage-Woche führte demnach zu einem Anstieg der täglichen Aktivitätslevel, gemessen an Schrittzahlen und körperlicher Bewegung.
- Zudem schliefen die Testpersonen der Vier-Tage-Woche im Durchschnitt 38 Minuten länger pro Woche als die Kontrollgruppe. Die Werte – gemessen in Stressminuten pro Tag über eine Smartwatch – fielen in der Vier-Tage-Woche-Gruppe niedriger aus als bei der Kontrollgruppe.
- Die Organisationsdaten zeigen zwar einen leichten Rückgang der monatlichen Krankentage, der Unterschied war im Vergleich zu 2023 statistisch jedoch nicht signifikant.
Doch nicht nur die Zufriedenheit, das individuelle Wohlbefinden und die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden profitierten von der Einführung der 4-Tage-Woche: Auch eine gesteigerte Produktivität im Unternehmen lässt sich feststellen.
- Selbstauskünfte der Geschäftsführung und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stützten die Annahme, dass sich die Produktivität während des Pilotprojekts verbesserte. „Tendenziell haben beide Seiten einen Produktivitätsanstieg wahrgenommen.“
- „Zwar zeigten sich leichte Steigerungen in den finanziellen Leistungskennzahlen wie Umsatz und Gewinn, diese unterschieden sich jedoch nicht signifikant vom Vorjahr. Dennoch deuten die gleichbleibenden Kennzahlen trotz reduzierter Arbeitszeit auf mögliche Produktivitätsgewinne hin“, erläutert Julia Backmann.
Das ist auch wirtschaftlich gesehen ein großer Vorteil: Denn auch wenn der Output einer Organisation "nur" gleichbleibt - wenn diese mit weniger Arbeitseinsatz erreicht wird, dann steigt gleichzeitig die Produktivität.
Wie wurde die Einführung der echten 4-Tage-Woche in den beteiligten Unternehmen möglich?
Nun fragt man sich natürlich, wie diese positiven Effekte erreicht werden konnten. Die reduzierte Arbeitszeit wurde nicht durch erhöhte Überstunden ausgeglichen. Stattdessen nahmen die Belegschaften verschiedene Anpassungen vor.
- Jeweils über 60 Prozent nannte die Reduzierung von Ablenkungen und die Optimierung von Prozessen,
- gut die Hälfte der Unternehmen veränderte die Meetingkultur, indem sie beispielsweise die Frequenz und die Länge der internen Treffen verringerte.
- Ein Viertel der Befragten führte neue digitale Werkzeuge ein, um die Effizienz weiter zu steigern.
Digitalisierung und Reorganisation waren auch die beiden großen Hebel, die bei dem im folgenden geschilderten Praxisfall die Einführung einer echten 4-Tage-Woche ermöglicht haben.
Bei den dazu notwendigen Entwicklungsschritten im Unternehmen und bei den Mitarbeitenden spielten auch die DNLA-Verfahren eine große Rolle.
Ein Praxisfall: Die Einführung der 4-Tage-Woche beim Eichsfelder Leckortungs- und Bautrocknungsservice (ELBS).
"Das Wohlbefinden steigt, wenn die Arbeitszeit sinkt – bei gleichbleibender oder sogar leicht steigender Produktivität", so hatte es Prof. Dr. Julia Backmann formuliert. Ganz ähnlich beschreibt den Effekt der echten 4-Tage-Woche auch ein Unternehmer aus Thüringen, der in seinem Betrieb, dem Eichsfelder Leckortungs- und Bautrocknungsservice (ELBS) in den letzten Jahren die echte 4-Tage-Woche eingeführt hat: "20% weniger Arbeitszeit, 50% mehr Umsatz und 100% mehr Spaß!" - so formuliert es Rocco Funke, der Inhaber.
Er hatte den festen Vorsatz, etwas zu ändern, um selbst mehr Zeit fürs Privatleben und für die Familie zu haben. Eine andere Art zu arbeiten musste also her. Dabei wurde vieles ausprobiert, und vieles auch wieder verworfen. Eine Idee, die sich dann letztlich durchgesetzt hat, war die Einführung einer echten 4-Tage-Woche, bei gleicher Bezahlung.
Möglich wurde dies durch eine konsequente Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen im Bereich Logistik und Gerätemanagement sowie Dokumentation und Rechnungsstellung - alles Dinge, die vorher viel Zeit in Anspruch genommen haben.

Eine Teamanalyse von DNLA (TA) und die Beratung unserer DNLA-Partnerin Yvette Schaldach haben geholfen, alle wirklich "mitzunehmen" im Veränderungsprozess und auf ein neues, gemeinsames Ziel einzuschwören, Ängste zu nehmen und Widerstände erfolgreich zu überwinden.

Das Resultat: Mehr Umsatz, weniger Stress und gesünderes Arbeiten - 30% weniger Krankheitstage - zufriedene Kunden, zufriedene und loyale Mitarbeiter (was gerade in Zeiten geringer Mitarbeiterbindung nicht einfach und nicht selbstverständlich ist) ...und stapelweise Initiativbewerbungen. :-)
Fazit: Das Modell der echten 4-Tage-Woche funktioniert, erfordert aber ein Umdenken und einen gut gemanagten Transformationsprozess, in dem alle Beteiligten mitgenommen werden müssen.
Wie lautet nun das Fazit aus der Studie und aus den praktischen Erfahrungen in den Unternehmen? Weniger arbeiten, aber Gleiches leisten – ja, das funktioniert tatsächlich, sagt Prof. Dr. Julia Backmann von der Uni Münster. Ihr Eindruck: Das Modell funktioniert, erfordert aber ein Umdenken am Arbeitsplatz.
Eine gute Begleitung und Beratung bei der Einführung der 4-Tage-Woche hilft, sie wirklich zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Die DNLA-Analysen als individuelle Standortbestimmung und als Mittel zur Begleitung von Veränderungsprozessen im Unternehmen und bei den Mitarbeitenden.
Die echte 4-Tage-Woche hat also das Zeug dazu, die Situation in vielen Unternehmen und Organisationen und für zahlreiche Mitarbeitende nachhaltig zu verbessern - wenn sie richtig eingeführt und umgesetzt wird.
Auch die Pilotstudie an der Universität Münster kommt zu diesem Schluss: Die Daten aus den ersten Phasen der Studie deuten bisher darauf hin, dass die 4-Tage-Woche nicht nur das Wohlbefinden der Beschäftigten verbessert, sondern auch positive Auswirkungen auf die Produktivität hat. Auch wenn die endgültigen Ergebnisse noch ausstehen, liefern die bisherigen Erkenntnisse wertvolle Hinweise darauf, wie die Arbeitswelt gerechter, effizienter und menschenzentrierter gestaltet werden kann.
Kein Wunder also, dass die Firmen, die es ausprobiert haben, die Erfahrungen mit der 4-Tage-Woche sehr positiv bewerten und in der Mehrzahl auch über die Pilot- und Forschungsphase hinaus die 4-Tage-Woche beibehalten wollen: Die Ergebnisse legen nahe, dass die Vier-Tage-Woche hierzulande nicht mit dem Projekt endet. Mehr als 70 Prozent der Organisationen gaben an, sie über die sechsmonatige Pilotphase hinaus fortsetzen zu wollen, entweder durch Verlängerung der Testphase oder durch eine vollständige Implementierung.
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